Wenn wir das Tageslicht besser ausnützen, muss sich doch Energie einsparen lassen. Dies war die Idee des SommerzeitErfinders Benjamin Franklin. Wenn wir morgens aufwachen, ist es im Sommer draussen längst hell. Abends brauchen wir dann künstliches Licht, weil wir bei Sonnenuntergang noch lange nicht ins Bett gehen. Doch aufgepasst: Sommerzeit ist keine Energiesparzeit.
"Im Hinblick auf den Energieverbrauch bietet die Sommerzeit keine Vorteile. Danach wird die Einsparung an Strom für Beleuchtung,
insbesondere bei vermehrtem Einsatz effizienter Beleuchtungssysteme, durch den Mehrverbrauch an Heizenergie durch Vorverlegung der
Hauptheizzeit überkompensiert."
Dies antwortete die deutsche Regierung auf eine Anfrage der FDP zur Zeitumstellung im Jahr 2005. Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass durch die Umstellung
der Uhren der Energieverbrauch nicht sinkt:
- Die Vereinigung Deutscher
Elektrizitätswerke (VDEW) hat 1994
keinen konkreten Einspareffekt festgestellt.
- Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat 2010 mitgeteilt, dass seit Jahren keine Sparwirkung durch die Sommerzeit zu
erkennen ist.
- Im Indiana (USA) wurde drei Jahre lang der Stromverbrauch von mehr als sieben Millionen Privathaushalten ausgewertet, mit dem Ergebnis, dass nach Einführung der Sommerzeit 2006 der Stromverbrauch um etwa ein bis vier Prozent angestiegen war. Eine der Ursachen war der größere Heizbedarf am Morgen und der Einsatz von
Klimaanlagen an warmen Sommerabenden.
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Weniger Licht-, mehr Heizenergie. |
Ursache dafür ist, dass an den langen Abenden zwar weniger Licht
benötigt wird, dafür aber muss vor allem in der Übergangszeit (März, April und Oktober) morgens mehr geheizt werden. Dadurch wird
die Stromersparnis am Abend mehr als wett gemacht. Nur ewa acht Prozent
des Stromverbrauchs in Privathaushalten geht auf das Konto von Lampen
und sinkt außerdem noch weiter durch Energiesparlampen. Außerdem steigt
der Energiebedarf durch vermehrte Freizeitaktivitäten am Abend. Aus energetischer Sicht bringt die Zeitumstellung Nachteile.
Mehr Verkehrsumfälle
Nachteile auch aus Sicht der Verkehrssicherheit: Der Automobil-Club Europas (ACE) hat festgestellt, dass in der Woche nach der Zeitumstellung
im Vergleich zur Woche davor fast in jedem Jahr die Zahl der schweren
Verkehrsunfälle um bis zu 30 Prozent steigt. Auch eine britische Studie über die Entwicklung der Unfallzahlen von 1996
bis 2006 hat ergeben, dass nach der Zeitumstellung die Zahl der schweren
und tödlichen Verkehrsunfälle deutlich steigt. Diese Studie hat die Stunden berücksichtigt, an denen sich durch die
Zeitumstellung die Lichtverhältnisse ändern.
Unendliche Diskussion um Abschaffung
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Orange Länder/Provinzen haben die
Sommerzeit wieder abgeschafft,
rote nie eingeführt. |
Neben der Volksabstimmung 1978 gibt es neuere Umfragen, welche alle eine Mehrheit gegen die Zeitumstellung ergeben. Im März 2009 sprachen sich in einer Umfrage des Emnid-Instituts 55
Prozent der Befragten dafür aus, die Sommer- und Winterzeit
abzuschaffen. Für die Zeitumstellung waren 41 Prozent.In einer (allerdings nicht repräsentative) TED-Abstimmung des Bayerischen Rundfunkes im Herbst 2012 waren
- nur 6 Prozent sind dafür, zweimal pro Jahr die Uhren umzustellen
- 20 Prozent möchten die Sommerzeit auf Dauer (ohne Zeitumstellung)
- 74 Prozent sind dafür, dass das ganze Jahr über die Normalzeit gilt
In einer
aktuellen Umfrage haben sich über 90% gegen die Zeitumstellung ausgesprochen; rund zwei Drittel möchten das ganze Jahr die Mitteleuropäische Zeit, ein Drittel die osteuropäische.
Schlechtes Wetter verlangsamt Zeitumstellung
Der "Mini-Jetlag" durch die Zeitumstellung führt bei vielen Leuten zu
Befindlichmkeitsstörungen, sie fühlen sich müde und schlapp. Hiervon sind
auch Kinder betroffen, die eine Stunde früher in die Schule müssen. Je
nachdem, wie unsere innere biologische Uhr läuft, kann es zwei Tage bis zu zwei Wochen
dauern, bis sich der Körper an den neuen Zeitrhythmus gewöhnt hat. Vor allem trübe Tage wie dieses Jahr machen es der inneren Uhr, die eigentlich einen 25-Stundenrhythmus hat, äusserst schwierig, den 23-Stunden-Tag zu verarbeiten.
Frühaufsteher, sogenannte Lerchen, stellen sich schneller auf die
Sommerzeit ein als Nachteulen und Spätaufsteher.
Quelle: BR2; Karte: Paul Eggert (CC-BY-SA-3.0)