 |
| Wie wärmedämmen? |
Alte Häuser sind schön – aber schwer zu isolieren. Die Empa und die Fixit AG haben gemeinsam auf Basis von Aerogel
einen neuartigen Putz entwickelt, der doppelt so gut isoliert wie heute
übliche Dämmputzsorten. Er dämmt Wärme vergleichbar gut wie
Polystyrolplatten. Das Produkt kam 2013 auf den Markt.
In der Schweiz gibt es anderthalb Millionen Altbauten. Diese
Bausubstanz gehört zu unserem Land und manche dieser Häuser prägen das Bild unserer Dörfer und Altstädte. Doch aus energetischer Sicht stellen manche alten Häuser ein Problem dar: Wer Energie sparen will, muss sein Haus isolieren, doch bei einem Riegelhaus kann man nicht einfach Isolationsplatten auf die Fassade schrauben. Auch bei einem Zürichsee-Weinbauernhaus oder einem Art-Deco-Haus aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es solche Probleme.
Um die Optik einer alten Hauswand zu erhalten, eignet sich ein
Verputz am besten. Und auch beim Auskleiden von verwinkelten
Treppenhäusern, Rundbögen und Stützmauern ist das Zuschneiden von
Dämmplatten ein mühseliges Geschäft. «Eine Innenverkleidung aus Dämmputz
lässt sich wesentlich schneller aufbringen», erklärt Empa-Bauphysiker Thomas
Stahl. «Ausserdem liegt der Putz direkt auf dem Mauerwerk auf und lässt
keine Lücken, in denen Feuchtigkeit kondensieren kann.»
 |
| Dämmputz im Vergleich |
Deshalb haben die Empa und das Fixit-Zentrallabor versucht, die Dämmeigenschaften von Putz soweit zu entwickeln, dass Putz ebenso gut dämmt
wie eine Polystyrolplatte. Die jahrelange Forschungsarbeit hat nun
Erfolg: Das Produkt hat die Laborversuche überstanden und wurde seit
Anfang Juli 2012 an den ersten Gebäuden getestet. Dort hat der neue Dämmputz
auch im Alltag gehalten, was er versprochen hatte, das Material ist seit diesem Jahr auf dem Markt.
Der beste Dämmstoff der Welt - ist Luft!
Der neue Dämmputz verwendet Aerogel. Das Material, auch als «gefrorener Rauch» bekannt, besteht zu rund 5 Prozent
aus Silikat – der Rest ist Luft. Aerogel wurde bereits in den
Sechzigerjahren zur Isolation von Raumanzügen eingesetzt und hält 15
Einträge im Guinness-Buch der Rekorde, darunter denjenigen als «bester
Isolator» und «leichtester Feststoff». Im Baubereich wird Aerogel
bereits eingesetzt, etwa als einblasbarer Isolierstoff für
Mauerzwischenräume oder in Form von Dämmplatten aus Faserflies.
Das Problem ist, dass Aerogel unter dem Druck einer professionellen Putzmaschine zerbröselt. Um den Putz «Industriemaschinen-tauglich» zu machen, brauchte es
einiges an Kenntnis über die Inhaltsstoffe von Trockenputzmischungen und
deren Wechselwirkung mit Aerogel. Und eine Reihe von Versuchen – von
der handtellergrossen Laborprobe bis zum monatelangen
Bewitterungsversuch. Nun haben die Forscher von Empa und Fixit eine
Lösung, die demnächst patentiert werden soll.
Die Proben des Aerogel-Putzes ergaben eine Wärmeleitfähigkeit von
weniger als 30 mW/(mK) – doppelt so gut isolierend wie Dämmputz, den es
heute zu kaufen gibt. Wenn sich die Innovation am
Markt durchsetzt, hat die Empa den Schweizer Hausbesitzern etliches an Energieverbrauch erspart.