Donnerstag, 20. September 2012

Bezirk Meilen setzt auf Wasserkraft

Blau wird Standard und verdrängt rot.
Die Kernenergie verschwindet als Basisstrom in Meilen und Männedorf. Die Wasserkraft löst Anfang 2013 die nicht erneuerbare Energie ab. Es sei denn, der Kunde wünsche es ausdrücklich anders. 
Am 1. Januar 2013 stellt Meilen die Standardversorgung für Strom komplett auf erneuerbare Energie um. «Der Atomstrom verschwindet aus unserem Basisangebot», erklärt Chris Eberhard, der Geschäftsführer der Energie und Wasser Meilen AG (EWM). Falls in Meilen Wohnungen mit Wärmepumpen und Elektroboilern ausgestattet sind, werden diese ab dem 1. Januar 2013 ebenfalls mit erneuerbarer Energie geheizt.

Das Dienstleistungsunternehmen EWM geht wegen des Wechsels auf naturmade.basic und naturmade.star auf Einkaufstour. «Wir müssen mehr zertifizierten Naturstrom kaufen», sagt Eberhard. Bislang war Meilen ein Kunde der EKZ. «Wir könnten aber auch bei rund 20 weiteren Stromlieferanten einkaufen.» Noch ist nicht entschieden, wer den Zuschlag für den Bezirkshauptort erhält.

Meilen ändert damit seine Stromversorgung grundlegend. Der Anteil von erneuerbarer Energie steigt von 25 auf 100 Prozent, die hauptsächlich aus den grossen nationalen Wasserkraftanlagen stammt. «Reden wir mit den Leuten, sind diese oft erstaunt, dass nicht mehr Wasser genutzt wird», sagt Eberhard. «Für viele ist die Schweiz ein grosses Wasserschloss.»

Mit Anpassungen
Im Fachjargon liefert Meilen ihren Kunden künftig zertifizierten naturemade.basic- und naturmade.star-Strom. Der Mehrpreis dafür beträgt für einen Vierpersonenhaushalt rund 5 Franken pro Monat. Kunden, welche den Aufpreis nicht bezahlen oder auf Kernenergie setzen wollen, bestellen das Produkt ewm.nuklear. Meilen müsste in diesem Fall die entsprechende Menge Atomstrom ins Netz einspeisen.

Das Werk empfiehlt Wasser.
Für Regula Baggenstos steht fest: «Die Energiewende schreitet im Bezirk weiter voran.» Die Gruppenleiterin Energie FDP Bezirk Meilen vermutet, dass sich die Anzahl jener, die weiterhin auf Atomstrom setzen, in engen Grenzen hält. «In Herrliberg gab es bei der Umstellung auf Naturstrom nur eine einzige Person, die weiterhin auf Atomenergie pochte.» Da der Mensch ein Gewohnheitstier sei, vermutet die engagierte Umweltschützerin, dass in Meilen vorwiegend das Basisangebot benutzt wird. «Ich denke nicht, dass die Kunden die Alternativen gross nutzen werden.»

Der Gemeinderat von Männedorf hat ebenfalls entschieden, ab 1. Januar 2013 für alle Stromkunden unter der Bezeichnung infra.naturpower Strom aus Wasserkraft auszuliefern. Andere Angebote wie Solarstrom, naturmade.star oder Atomstrom muss der Kunde ausdrücklich wünschen. Männedorf bezieht zur Zeit noch von den EKZ den Standard-Strom der Axpo mit rund 20 Prozent Wasser- und 80 Prozent Kernkraft, wird aber wie Meilen auf nahezu 100 Prozent Wasserkraft umstellen.

Der Mehrpreis für infra.naturpower beträgt auch in Männedorf ungefähr 5 Franken. Stromkunden, die den jetzigen Strommix mit hohem Anteil an Kernenergie behalten wollen, teilen dies der Infrastruktur Männedorf bis Ende November mit. In Stäfa können Stromkunden Naturstrom auf Wunsch ebenfalls beziehen.
Ueli Zoss  / Zürichsee-Zeitung 20. September 2012 (leicht bearbeitet)

Erneuerbare Energie erobert den Bezirk Meilen
Fünf von elf Bezirksgemeinden haben den Umstieg bereits beschlossen und liefern ohne anderweitige Bestellung Natrustrom aus Wasserkraft anstatt einer Mischung mit bis zu 80% Atomstrom:
  • 2008 Herrliberg liefert nur noch Strom aus erneuerbarer Quelle, ohne Atomstrom
  • 2012 Erlenbach liefert Strom aus erneuerbarer Quelle als Basisangebot (wie die Stadt Zürich)
  • 2013 Meilen, Uetikon und Männedorf lieferen Strom aus erneuerbarer Quelle als Basisangebot
Regula Baggenstos, Gruppe Energie, FDP Bezirk Meilen

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