Mittwoch, 15. August 2012

Sonne fürs Einfamilienhaus

…lohnt sich für fast jedes EFH.
Vor einigen Tagen flatterte ein interessantes Angebot auf den Tisch von «Energie vom Dach»: Eine Solarheizung, ergänzt mit Photovoltaik für den Eigengebrauch zu einem ausgesprochen attraktiven Preis.

Bis am 31. Dezember 2012 bietet die Zürcher Firma Helvetic Energy GmbH für Einfamilienhaus-Besitzer ein Aktionsangebot an. Es umfasst eine komplette Solarheizung und eine Photovoltaikanlage fix fertig und mit allem Zusatzmaterial, wie Röhren und Schrauben.

Die Solarheizung:
  • 2 Hochleistungskollektoren Aldo
  • Emaillierter Wasserwärmer unrise Eco 600 Liter
  • Mit dieser Anlage werden 90% des Heizbedarfs eines hiesigen Einfamilienhauses gedeckt.
Die Photovoltaianlage:
  • 12 Conergy PowerPlus 250 Wp Module
  • Wechselrichter
  • ebenfalls alles Montagematerial und Kabel mit dabei
  • 12 Jahre Garantie
Diese Anlage deckt den grössten Teil des Jahres-Energieverbrauchs eines Familienhaushaltes.

Das beschriebene Angebot kostet 15 990 Franken inkl. MWSt und Lieferung an die Baustelle. Die genauen Details kennt Jessica Stalder, ✆ 078 750 69 68, von Helvetic Enrgiy. Sie ist ausgewiesene Fachfrau in Gebäudetechnik und Sonnenenergie.
Die IG Energie vom Dach steht in keiner Beziehung zur Helvetic Energy GmbH.

Freitag, 3. August 2012

Energiewende im Allgäu bereits vollzogen

Unscheinbares Dorf auf dem Lande…
Unweit der Schweizer Grenze produziert ein Allgäuer Ort mittlerweile dreimal mehr Strom durch Sonne, Wind und Biomasse, als es selber verbraucht. Die Bürger wurden von Anfang an bei allen Projekten beteiligt. 

Auf den ersten Blick ist in Wildpoldsried alles so, wie es die Tourismusbroschüren für ein richtiges Allgäuer Dorf versprechen. Auf saftig grünen Wiesen heben die braunen Kühe ihre Köpfe beim Vorbeifahren, im Hintergrund des welligen Hügellandes glitzern noch weisse, kantige Gipfel, und im Dorf stehen Kirche, Rathaus und Wirtschaft nebeneinander, alle schön sauber verputzt. Natürlich lacht die Sonne von einem weiss-blauen Himmel.

Erst der zweite Blick auf die rund 200 Photovoltaikanlagen auf Haus- und Stalldächern und die fünf Windräder auf den Hügelkuppen am Ortsrand zeigt, dass in Wildpoldsried im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden die vielbeschworene Energiewende längst begonnen hat.

Mitbestimmung von Anfang an
An der Gemeindeversammlung durchgewunken
Denn die Allgäuer 2500-Seelen-Gemeinde produziert derzeit mithilfe von Sonne, Wind und Biomasse im Jahr 6,4 Megawattstunden Strom und damit mehr als dreimal so viel, wie sie selber verbraucht. Die Wildpoldsrieder sind mehrheitlich begeisterte Energiepioniere. So werde gerade der Bau zweier weiterer Windräder, neuer Photovoltaikanlagen und Biomassekraftwerke konkret geplant oder zumindest angepeilt, erläutert Bürgermeister Arno Zengerle. Für den CSU-Mann heissen die Zauberworte Transparenz und sehr früher Einbezug der Bürger in alle Projekte. Bereits in den neunziger Jahren setzte sich Zengerle für die Nutzung regenerativer Energien ein. Und wurde dafür von seinen Nachbarn als Spinner belächelt und von seinen Parteifreunden angefeindet.

Als er 1996 Bürgermeister von Wildpoldsried wurde, liess er die Mitglieder seiner Gemeinde bald einmal über Pläne für Dächer mit Solarmodulen, Bauern als Stromlieferanten und Windräder als Genossenschaftseigentum abstimmen. Aber auch die Errichtung einer weitgehend mit Holzpellets betriebenen Dorfheizung oder Neubaugebiete mit ausschliesslich Niedrigenergiehäusern standen zur Debatte. «Die grosse Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hat damals allem zugestimmt», betont Zengerle stolz. Daraufhin ging man in Wildpoldsried die Energiewende deutlich früher an als andere Gemeinden und auch ohne Blockaden, mitgerissen von einem sehr engagierten und informierten, aber keineswegs überdrehten Bürgermeister.

Feuerwehrlokal
Nun hat man seit 2005 eine Dorfheizung unter dem Rathaus, die über 100 Wohnungen sowie gewerbliche Betriebe wie auch die öffentlichen Gebäude über ein lokales Fernwärmenetz versorgt. Gespeist wird die Heizung mit Biogas, welches gut vier Kilometer ausserhalb des Ortes auf einem Bauernhof erzeugt und ins Dorf geleitet wird, sowie mit Holzpellets. Selbst in Jahren mit ausserordentlich kalten Wintermonaten wie Anfang 2012 benötigt man maximal 1500 Liter Heizöl für das gesamte Dorf. Die Dächer der öffentlichen Gebäude hat man jeweils diversen örtlichen Vereinen zur Verfügung gestellt. Diese haben weitgehend in Eigenregie dort seit 2004 Photovoltaikanlagen installiert. Ein Rentner kontrolliert die jeweiligen Anlagen täglich. Den Erlös aus dem in das lokale Netz eingespeisten Strom können die Vereine für ihre Jugendarbeit verwenden. «Für einen Sportverein mit nur etwas mehr als 1500 Mitgliedern sind 30 000 Euro pro Jahr für Jugendprojekte keine Peanuts», so erklärt Zengerle die Zustimmung der Vereine zu den Glitzerdächern.

Füllen die Gemeindekasse:Windräder
Auch die fünf bestehenden Windräder «gehören» den Wildpoldsriedern. Bei der Planung der zwei neuen Anlagen habe man sogar mehr Interessenten für Anteile gehabt als nötig und dann die Beteiligung der Bürger aus finanztechnischen Gründen plafonieren müssen, erzählt Zengerle. Im Jahr 2011 habe man durch sämtliche Energieprojekte eine Wertschöpfung von mehr als 4 Millionen Euro und eine Reduktion der Kohlendioxidemissionen um 80 Prozent erzielt. Sowohl die Einsparungen bei der eigenen Stromrechnung, die Einnahmen aus dem produzierten Strom wie auch die diversen nationalen wie internationalen Preise, die das Allgäuer Energiedorf mittlerweile bekommen hat, sorgen für anhaltende Unterstützung und immer wieder frischen Elan bei neuen Projekten, so ist im Dorf zu spüren.

Und bei einem Gang durch den Ort und angrenzende Gehöfte sieht man, dass die Einwohner aus ganz unterschiedlichen Gründen von der lokalen Energiewende profitieren. Da Manfred Reichart wegen einer Allergie kein Vieh halten konnte, füttert er jetzt ein Biomassekraftwerk mit dem Gras und dem Mais seiner Wiesen, zusammen mit der Gülle der Nachbarhöfe und einigen Zukäufen – und rettet so den elterlichen Betrieb. Er heizt seinen Hof ebenso wie in Kürze die Häuser diverser Nachbarn und lebt vom Strom, den er nun statt Milch liefert. Nebenbei beweist er mit den unterirdisch angelegten Fermentern, dass ein Biomassekraftwerk keineswegs das Landschaftsbild zerstören muss. Nachbar Hermann Reichart kann nur dank den diversen Photovoltaikanlagen, die er mittlerweile auf jedes Dach seines Betriebes installiert hat, einen neuen und artgerechten Stall bauen. Mittlerweile macht der Gewinn aus dem Sonnenstrom ein Viertel seines Einkommens aus und dient zudem der Bank als Sicherheit für neue Kredite.

Wie für die Reicharts gehört die Nutzung regenerativer Energiequellen für viele Wildpoldsrieder nun zum Alltag. «Für Jüngere ist ein Windrad am Ortsrand völlig normal», erzählt Zengerle, «und die ganz Alten haben schon Schlimmeres erlebt, die regt das nicht wirklich auf. Stänkern tun am ehesten die aus meiner Generation, denen es seit Jahren gut, vielleicht ein bisschen zu gut geht und die alles so erhalten wollen, wie es für sie schon immer war.» Individuelle Lösungen Wildpoldsried ist nun ein Vorzeigedorf. «Gerade in letzter Zeit kommen immer mehr Besuchergruppen», berichtet Zengerle. «Die deutschen Gäste wollen meist wissen, was die Projekte jeweils kosten und warum das hier so einfach ohne Proteste geht. Die Ausländer sind mehr an unterschiedlichen Techniken interessiert.» Erst vor wenigen Wochen waren Leute aus Sumatra und aus Äthiopien da.

Gerade individuelle Lösungen, abgestimmt auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten vor Ort, könne man nicht nur im Allgäu, sondern an vielen Orten auf der Welt realisieren, ist der Bürgermeister überzeugt. Auch die Forschung hat Wildpoldsried entdeckt. Zusammen mit den Allgäuer Überlandwerken und zwei Hochschulen testet Siemens, wie man ein Stromnetz, in das viele Erzeuger im Tagesverlauf unterschiedliche Mengen an Strom einspeisen, stabil halten und steuern kann. Denn manchmal kommt es im Allgäuer Energiedorf innert einer halben Stunde zu Leistungsunterschieden von bis zu acht Megawatt. Viele neu installierte Geräte messen nun Einspeisemengen oder Nutzerverhalten. Computersoftware soll dann Stromverbraucher oder auch die Wechselrichter an den Photovoltaikanlagen bedarfsgerecht steuern. Erprobt wurde auch, welche Rolle Elektroautos als Stromspeicher spielen können. Wildpoldsried sei im Kleinen jetzt schon das, was man dereinst in ganz Deutschland erwarte, heisst es bei Siemens.  
Quelle: NZZ, 3. August 2012